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GESCHICHTE

Herrschaftlicher Halt an der Rennbahn

Zu Zeiten von Kaisern und Königen war es Sitte, dass die Untertanen ihren Herrschern huldigten. Und so mussten Bahnhöfe, in denen Herrscher zu Gast waren, entsprechend prunkvoll daher kommen – für sie wurden entsprechende Empfangsgebäude,  die sogenannten „König-, Kaiser- oder Fürstenbahnhöfe“ errichtet.

Zur Eröffnung der Galopprennbahn im Jahre 1868 war Hoppegarten lediglich ein Bedarfshaltepunkt an der Ostbahn, schnell musste ein repräsentatives  Empfangsgebäude für die erlauchten Besucher der Pferderennen her. Und so wurde um 1870 nördlich der Gleistrasse das erste Bahnhofsgebäude als Fachwerkbau für „fürstliche Personen“ mit „Königszimmer“ errichtet.

Die enorm wachsende Beliebtheit des Rennsports zog Konsequenzen nach sich. So musste nicht nur die Rennbahn um mehrere neue Tribünen erweitert werden, sondern auch der Kaiserbahnhof musste sich einem Wandel unterziehen.

Um 1890 wurde das kleine Empfangsgebäude nördlich der Gleistrasse abgetragen und südlich der Gleise mit Erweiterungsbauten ergänzt wieder aufgebaut – so entstand das stattliche Gebäude, wie wir es heute kennen. 

Herzstück des prunkvollen Gebäudes war das Fürstenzimmer im westlichen Gebäudeteil mit aufwendigen Stuckarbeiten und Deckenmalereien von kunsthistorischem Wert. Es diente als Aufenthaltsbereich für den (nun echten) Kaiser und seine Gefolgschaft.

Der neue „große“ Bahnhof enthielt neben dem fürstlichen Aufenthaltsbereich, der über einen gesonderten Eingang zugänglich war, auch Wartehallen für Fahrgäste aus den übrigen Bevölkerungsschichten, Diensträume sowie eine Fahrkartenausgabe. 1898 erhielt der Bahnhof Hoppegarten ein weiteres Bahnhofsgebäude – im Zuge der Eröffnung der Kleinbahnstrecke Altlandsberg-Hoppegarten, die jedoch um 1965 wieder eingestellt wurde.

Mit dem Ende des Kaiserreiches gab es niemanden mehr, der das Fürstenzimmer benötigte, hier zog später die Gepäckabfertigung ein. In den Folgejahren wurde der Kaiserbahnhof den Gegebenheiten angepasst und umgebaut – das innere und äußere Erscheinungsbild des vormals so prunkvollen Gebäudes wandelte sich stark. 

Das enorme Wachstum Hoppegartens, der Ausbau des Rennbetriebes und die stetig hohen Passagierzahlen „überforderten“ den ursprünglichen Bahnhof zunehmend. So wurde in den 1920er Jahren, nur einen Steinwurf entfernt, ein „Rennbahnhof“ mit fünf Gleisen errichtet, an dem zu den Renntagen ausschließlich Sonderzüge hielten.

Nur wenige Jahre später wurde im Zuge der Bodenreform die Rennbahn enteignet. Der einstige Ruhm Hoppegartens verblasste, der Rennbahnhof wurde zurückgebaut und der Kaiserbahnhof wurde in der Form nicht mehr gebraucht.

In den 1990er Jahren wurde der einstige Kaiserbahnhof vom ortsansässigen Kulturverein „Grünes Tor“ Hoppegarten e.V.  noch einige Zeit als Touristinformation genutzt – bis zu seiner endgültigen Schließung.

 

Über viele Jahre ungenutzt, verfiel der einst so lebendige Kaiserbahnhof in einen Dornröschenschlaf. Der lange Leerstand, Vandalismus und Witterung setzten der Bausubstanz mehr und mehr zu.

 

Nachdem das Gebäude im Eigentum der Gemeinde war, sollte es vor dem weiteren Verfall gerettet werden. Beauftragt von der Gemeinde Hoppegarten begannen im Jahr 2010 Studenten der TU Berlin mit einer umfassenden Bestandsaufnahme. Sie sammelten neue baugeschichtliche Erkenntnisse und erarbeiteten eine denkmalpflegerische Zielstellung zur Erhaltung und Neubelebung des Kaiserbahnhofes. Die Funktion des Eingangstores für Rennbahngäste an der S-Bahn  übernahm mit der Einweihung der neuen Bahnhofsbrücke ab 2011 sechs Jahre lang erfolgreich ein roter Infocontainer der Gemeinde Hoppegarten, der die Fahne des Tourismus‘ an diesem Hotspot hochhielt.

 

Mit EU-Fördermitteln aus dem LEADER-Programm sollte das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude saniert und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Im Rahmen des Stadt-Umland-Wettbewerbes als Korrespondenzregion zur IGA 2017 in Berlin-Marzahn ist das Projekt der „Garten-Nachbarn“ entstanden, in das sich neben dem Kaiserbahnhof auch der Lustgarten auf dem Schlossgut Altlandsberg eingliederte. Erste Sanierungsmaßnahmen wurden im Jahr 2016 abgeschlossen. Heute erstrahlt der Fachwerkbau in neuem Glanz und fügt sich harmonisch in das modern gestaltete Bahnhofsumfeld.

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